16.3.2023

Text: Monika Modersitzki

Ideen und Versuche rund um die 12. Gröbenzeller Quiltausstellung

1. Also was hat Andy Warhol mit den Alpen zu tun?

Andy Warhol - ein Alpenwanderer? Wohl kaum. Eher hat man seine New Yorker Ateliers „The Factory“ im Hinterkopf. Natur spielte in der Kunst dieses Stadtmenschen vermutlich keine Rolle, umgab er sich doch eher mit Idolen aus der Popszene und wurde dann später selbst zu einem. Gerne portraitierte er bekannte Persönlichkeiten, wie zum Beispiel Marilyn Monroe, Elvis oder James Dean. Na und? Renate Knapp hat sich von den Arbeiten Andy Warhols jedenfalls zu einem Alpen-Quilt inspirieren lassen. Nicht die Monroe, sondern Zacken eines Berges mussten her. Und Quadrate natürlich. Piktogramme als Symbol für die Betätigung der Menschen sollten Aktivitäten in den Alpen zeigen. Gute Ideen, die nur noch der Ausführung brauchten. Quadrate: kein Problem für Quilterinnen. Wiederholungen: der genetische Code von Quilterinnen. Aber dann kam es dicke: die eher experimentelle Farbgebung verursachte vordergründig Magenschmerzen beim Farbempfinden von Renate. Wozu hat man aber eine Quiltgruppe, die einem beratend beiseite steht. Wenn schon Warhol, dann richtig Warhol! Und zack, zack wurden die anfangs verwendeten dumpfen Farbtöne gegen neongrelle Farbtöne ausgetauscht. Und schön, dass unsere beiden Färberinnen Gundi Wanney und Irene Kriz die Gruppe auch mit grellen Farbtönen versorgt hatten. Denkt man an Andy Warhol und Pop Art beim Betrachten von Renates Quilt, fallen einem die serielle Reproduktion und experimentelle Farbgebung natürlich sofort ins Auge.

Alpen und SportEntwurf auf Papier - Renate Knapp

2. Fotografien der Alpen

Starke Farbkontraste findet man in den Alpen. Das zeigen auch die Fotografien von Bettina Haas und Nicolas Sinanis

gratschnecke 1

und Miriam Mayer, die nun wirklich als Bergwanderer zu bezeichnen sind. Sie sind als Gäste mit ihren Fotografien in der 12. Gröbenzeller Quiltausstellung vertreten und die Mitglieder der Gröbenzeller Quiltgruppe haben sich durch deren Bergfotografien inspirieren lassen.

3. Die Alpen Im Kleinen

Experimentiert wurde zuerst einmal mit Monatsquilts, die eine Größe zwischen zwischen DIN A4 und DIN A5 hatten. Verpackungsmaterial hat Gundi Wanney inspiriert, Gletschereis darzustellen.

Auf dem Foto sieht man oben das Verpackungsmaterial und unten Gundis Versuch Geröll darzustellen. Das Geröll ist aus steifem (mit Ponal behandeltem) Stoff über einen Stift gedrückt. Die Struktur des Verpackungsmaterials/Gletschereis hat Gundi Wanney dann versucht, mit Rissen in Papier und mit der Chenille-Technik im Stoff darzustellen.

schlitze3 gundi wanney

Auch Heidrun Vaasen spielte mit Faltungen im Stoff.

biesen5 heidrun vaasen

Nach einer Zeit des Experimentierens - zuhause und während der verschiedenen Workshops, die wir über zwei Jahre für diese Ausstellung machten - sind wir davon abgekommen, mit Ponal zu arbeiten, um eine gewisse Festigkeit der Stoffe zu erreichen. Stattdessen wurde mehr gequiltet. Auch traditionelle Falttechniken, wie man sie aus der Trachtenschneiderei kennt, kamen zum Einsatz. Papier ist eben nicht Stoff und so wurden manche Entwürfe wieder verworfen.

„Den grauen Stoff für meinen Monatsquilt Flechten auf Stein habe ich in Falten aufgetürmt, dazwischen ist eine sogenannte Herzerlrüsche in zwei verschiedenen Größen. Für einen großen Quilt, würde ich sie noch viel größer ausprobieren. Als Untergrund habe ich schwarzen Stoff, auf Vlies und Rückseite, zufällig mit halbwegs geraden Linien gequiltet und Binding drumrum. Den grauen Stoff habe ich in den Tälern auf dem Untergrund festgenäht. Auf dem Foto kann man hoffentlich das 3-dimensionale erahnen.“ (Gabriele Bach)

flechte gabriele bach

4. Es geht auch einfacher

Bei dem Monatsquilt Schneeband von Gundi Wanney sind die Stoffe größtenteils geknüllt und die Falten dann übernäht, das Schneeband gereiht. „Die Erinnerung an das verstörende Bild von der Eröffnung der Skisaison im Oktober 2019 in Kitzbühel bei 20°C hat mich zu diesem Journal geführt.“

schneeband detail

„Man muss 3x hinschauen, um zu erkennen, dass die weißen Flecken Schnee aus Schneekanonen sind. In der Hoffnung damit eine Skipiste zu erzeugen. Aus dem grünen Stoff, den ich noch über hatte, habe ich den Hintergrund genäht. Das bisschen Schnee, dass traurig in der Hitze dahin schmilzt, habe ich mit dreckigem Weiß gestickt. Jetzt fehlten nur noch eine Schneekanone und etwas Gefaltetes in dem Quilt. Einige Versuche in Papier und mit verstärktem Stoff ergaben nicht das, was ich wollte. Also habe ich einfach ein Jojo gefaltet und als Schneekanone auf den Quilt gesetzt. Nun ja, das Ganze sieht eher wie eine Frühlingswiese mit großer roter Blüte aus. Damit man die Stickerei besser sieht, müsste der Hintergrund unbedingt dunkler sein.“ So kommentiert Gabriele Bach ihren Monatsquilt Schneekanone.

schneekanone gabriele bach

5. Die Alpen im Großen.

Ein ganzes Alpenpanorama stellt der Quilt von Eva Gaude und Heide Stofer dar. Bei einer Größe von zwei Metern Breite ist es schon einfacher, einen solchen Quilt zu zweit zu nähen.

alpenpanorama eva gaude und heide stofer

6. Technik und Kraft

Eine gute Ausrüstung und eine körperliche Fitness braucht es nicht nur für eine Alpenüberquerung. Bei dem Quilt Alpen - Wanderweg im Winter von Monika Modersitzki waren Körpereinsatz und eine starke Nähmaschine gefragt.

„Im Winter sind Bergtouren besonders schön. Eis legt sich über die Pfützen auf den Wanderwegen und die Blätter des Herbstes scheinen noch durch.“